Verband Wohneigentum lehnt Investitionszwang ab

Die Bundesregierung arbeitet an einem Energiekonzept, das bis ins Jahr 2050 einen "klimaneutralen" Gebäudebestand erreichen will. Die Rede ist von einem Investitionsvolumen von rund 20 Milliarden Euro jährlich. "Das ehrgeizige Ziel, eine zuverlässige, wirtschaftliche und umweltverträgliche Energieversorgung zu sichern, verdient unsere Unterstützung. Die Kosten dürfen aber nicht per Investitionszwang auf selbstnutzende Wohneigentümer abgewälzt werden", unterstreicht Peter Wegner, Landesvorsitzender und stellvertretender Bundesvorsitzender vom Verband Wohneigentum (VWE). Erstaunt äußert er sich darüber, dass das Bundesbauministerium offenbar nicht in die Planungen des Energiekonzeptes eingebunden wurden.
"Wenn aus einem Haus im Bestand ein Nullemissionshaus werden soll, braucht es in der Regel einen höheren fünfstelligen Betrag", rechnet Wegner vor. Bis zur nächstfälligen Modernisierung sei die Amortisierung durch niedrigen Energieverbrauch kaum zu erwarten. Das Knowhow des Bundesbauministeriums zu Auflagen und Förderung müssten unbedingt in das Energiekonzept einfließen. Das gleiche gelte für praktische Erfahrungen mit der komplizierten Bauweise und entsprechend höherer Anfälligkeit. "Man kann die Eigenheimbesitzer nicht zu Investitionen zwingen, die sich nicht rechnen - wenn das Konzept ins Eigentum eingreift, werden wir uns wehren!", machte Wegner deutlich. In Niedersachsen vertritt der Verband knapp 50.000 Haus- und Wohnungseigentümer, bundesweit 370.000.
Schon das Sparpaket der Bundesregierung vom Juni dieses Jahres bedeutet einen tiefen Einschnitt in die Förderung klimaschützender Baumaßnahmen. Bereits zum 1. September kürzte die KfW Förderprogramme für energetische Sanierung. Diese gaben vor allem selbstnutzende Wohneigentümer einen Anreiz zur Investition. Jetzt soll mit Hilfe gesetzlicher Auflagen durch "Weiterentwicklung" der Energieeinspar-Verordnung zur so genannten EnEV 2012 die Komplettsanierung des Gebäudebestands durchgesetzt werden.
Der Entwurf des Energiekonzepts geht davon aus, dass 75 Prozent des Bestandes nicht oder nur wenig saniert wurden. Geplant ist, den notwendigen Sanierungsbedarf langfristig zu definieren, um Hauseigentümern einen klaren Rahmen für künftigen Investitionen zu geben. Wer schneller und besser saniert, soll Förderungen erhalten. Wie die finanzielle Situation der Hauseigentümer, also auch Rentner, junge Familien etc. , die noch über Jahre Bau- oder Hauskaufkredite abzahlen, aussieht, bleibt offen. "Hier ist für alle, die sanieren wollen, angemessene Förderung bereitzustellen. Sowohl Zuschüsse als auch Steuererleichterungen müssen geprüft werden", fordert Wegner.


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