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... aus der Wohnberatung: Barrierefrei leben auf kleinstem Raum

Volker Pössel aus Lippspringe weiss, wie beschwerlich es ist, das tägliche Leben im Rollstuhl zu bewältigen. Als Bauingenieur beschäftigte er sich viele Jahre damit, barrierefreie und an den Rollstuhl angepasste Schulgebäude zu gestalten. "Das brachte mich auf die Idee, ein kleinformatiges Gebäude zu entwickeln, das mobil und vielseitig einsetzbar ist", schreibt Pössel auf seiner Internetseite (www.rollstuhl-haus.de). Mit seiner kompakten Bauweise soll es weitestgehend der strengen DIN 18040-2 für barrierefreies Bauen genügen.
Heraus kam der Prototyp eines vollwertigen Tinyhauses mit Flur, Küche, Duschbad und Wohnbereich. Auf kleinstem Raum findet sich eine Vielzahl raffiert ausgeklügelter Details, mit denen sich Flächen für unterschiedliche Zwecke nutzen lassen. Sondereinbauten, wie ein Schwingwaschbecken, das Raum schafft für ein geräumiges Duschabteil, ein Bett, das sich bei Bedarf mit einer Hubvorrichtung unter der Decke verstauen lässt oder ein Nischen-/Hänge-/Schiebeschrank mit einem großzügigen Raumangebot sind nur ein paar Beispiele dafür.
Das überwiegend aus Holz gefertigte Gebäude ist gut gedämmt und somit für den Winter gerüstet. Über Fenster und  zwei breite Türen lässt es sich be- und entlüften. Da es gebrauchs- und anschlussfertig ausgestattet ist, kann es auch als Ferien- oder Gästehaus genutzt werden.
Dafür braucht es einen festen frostsicheren Aufstellplatz mit entsprechenden  Ver- und Entsorgungsanschlüssen und eine Baugenehmigung, die von einer vorlageberechtigten Person (Architekt / Baufirma) beantragt werden muss.
Ein bodengleicher Zugang ist möglich, wenn das Fertighaus etwa 25 Zentimeter im Untergrund eingelassen wird. Alternativ bietet sich eine Rampe an.
Da es sich nicht um eine mobile Einheit ohne eigenes Fahrgestell handelt, wird ein Autokran für den Transport und ein geeignetes Fahrzeug benötigt.
Wenn sich Pössel an die zurückliegende Bauzeit erinnert, denkt er an zwei Jahre intensiver Entwicklungsarbeit zurück, "in der ich Elemente aufgebaute, stellenweise wieder abbaute, alles überdachte, veränderte, testete, wieder anpasste, bis alles rollstuhlgerecht funktionierte und alles genügend Spielraum hatte". Kein Bauteil sollte einem anderen im Wege stehen. Auch an Details, an die man nicht unmittelbar denkt, wurden berücksichtigt. "Ich habe bewusst darauf geachtet, dass Hilfsmittel nur dort ihren Platz finden, wo bei Stromausfall keine Behinderungen entstehen".
Das rollstuhlgerechte Tiny House kann jederzeit besichtigt und getestet werden.

(Auszug aus NiedersachsenInfo, Ausgabe März, PDF)

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