Wahlprüfstein "Demografie"

Wie könnte aus ihrer Sicht generell die Mobilität älterer Menschen unterstützt und verbessert werden?

SPD:

Als SPD fühlen wir uns verpflichtet, allen Bürgerinnen und Bürgern Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Der demografische Wandel hat dabei einen entscheidenden Einfluss auf das Mobilitätsverhalten und die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen in unserem Land und wird zu spürbaren Veränderungen führen.

Unser Ziel ist, dass alle Menschen zügig, zuverlässig und klimafreundlich von A nach B gelangen können –auf dem Land wie in der Stadt, ob zur Arbeit, zur Ausbildung oder in den Urlaub. Mobilität ist eine Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe, wirtschaftliche Entwicklung und persönliche Freiheit. Unsere Mobilität der Zukunft ist bezahlbar, klimafreundlich, barrierefrei, digital und vernetzt. Perspektivisch brauchen wir deshalb einen sogenannten „Hausanschluss Mobilität“. Alle Menschen – unabhängig vom Wohnort – sollen genauso ohne ein eigenes Auto mobil sein können. Die Erreichbarkeit von Versorgungseinrichtungen, Ärzten, Behörden oder Ausbildungsstätten muss sichergestellt sein. Den ländlichen Raum werden wir besser erschließen. Wir werden dezentrale Mobilitätsangebote digital verknüpfen. Regionale Verkehrsbetriebe werden wir bei ihrer Weiterentwicklung zu Mobilitätsdienstleistern unterstützen. Im ländlichen Raum werden wir den ÖPNV durch Förderung von Rufbus, Bürgerbus oder On-demand-Angeboten wie beispielsweise Ridepooling oder mit Erfahrungen aus dem niedersächsischen Pilotprojekt EcoBus unterstützen. Auch das ehrenamtliche Engagement bei den Bürgerbussen werden wir weiter unterstützen.

GRÜNE:

Der Öffentliche Nahverkehr muss vor allem barrierefrei sein und attraktive Preise (Seniorentickets etc.) und Verbindungen ermöglichen. Wir Grüne wollen im Anschluss an das erfolgreiche 9 Euro- Ticket was gerade viele ältere Menschen genutzt haben, ein Klimaticket von 2 Euro pro Tag für ganz Niedersachsen. Für Menschen mit körperlichen Einschränkungen und Auszubildende für 1 Euro pro Tag, also 365 Euro im Jahr.

CDU:

Tausende  Menschen  nutzen  jeden  Tag  das  Angebot  des  Öffentlichen Personennahverkehrs  sowie des Schienen-Personennahverkehrs. Zügig, sicher und zuverlässig wollen sie damit zur Arbeit oder zu den Orten ihres täglichen Bedarfes gelangen. Vor allem Menschen höheren Alterssind auf den ÖPNV und den SPNV angewiesen. Insofern müssen wir Bahnhöfe und Bushaltestellen verstärkt barrierefreier ausgestalten. Gerade  im  ländlichen  Raum gibt  es  nicht  viele  Alternativen  zum  eigenen Auto. Deshalb werden wir Ridesharing-, Carsharing-Dienste, Sammeltaxis und Bürgerbusse finanziell fördern, um den Menschen im ländlichen Raum ein echtes Angebot als Alternative zum Auto zu machen. 

FDP:

Wir  treten  dafür  ein,  dass  bei  der  ohnehin  dringend  gebotenen  Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs in der Stadt und auf dem Land altersgerechte  Aspekte  verstärkt  einfließen.  Ein  weiterer  Baustein  ist  für  uns  die  individuelle  Mobilität.  Individuelle  Mobilität  muss  weiter  möglich bleiben. Sie ist eine Errungenschaft, bietet Freiheit und ist somit  eine  unverzichtbare  Lebensgrundlage unserer  Gesellschaft.  Sie  erweitert  Möglichkeiten  der  individuellen  Lebensgestaltung.  Sie  bedeutet  Wachstum,  wirtschaftlichen  Austausch,  effiziente  Arbeitsteilung  und  gesellschaftliche  Teilhabe.  Wir  Freie  Demokraten  sind  gegen  unverhältnismäßige Verbote in der Mobilität.

LINKE:

Mobilität ist Voraussetzung für Bewegungsfreiheit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Daher ist Mobilität für uns ein Grundrecht. Seit Jahren stagniert der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in Niedersachsen.

Ein gut ausgebauter und taktstarker ÖPNV bietet PendlerInnen, TouristInnen, Studierenden, SchülerInnen, jungen und älteren Menschen in Stadt und Land, lokal und überregional die Chance nachhaltig, Ökologisch und barrierefrei mobil zu sein. Deshalb wollen wir den ÖPNV massiv ausbauen und allen Menschen die Fahrt einfach und unentgeltlich anbieten, damit immer weniger Menschen auf ein Auto angewiesen sind. So leisten wir einen wirksamen Beitrag zu einer klimagerechten und sozialen Verkehrswende.

Welche konkreten Maßnahmen planen Sie für den Ausbau einer bezahlbaren und barrierefreien Mobilität auch in dünn besiedelten Regionen und strukturschwachen Gebieten in Niedersachsen?

SPD:

Siehe Frage Nr.1

GRÜNE:

Zum einen müssen Bahnstrecken, wo möglich reaktiviert werden und der Nahverkehr intensiv ausgebaut werden. In zwei ländlichen Modellregionen wollen wir auch das Konzept eine Mobilitätsgarantie durchführen, das bedeutet das im Stundentakt in einer Region alle Menschen guten Zugang zu Mobilität haben müssen.

CDU:

Wir  werden  Bahn-und  Bushaltestellen  barrierefrei  ausbauen  und  gleichzeitig  die  Informationsdienstleistungen  barrierefrei  etablieren. Im  ländlichen  Raum  wollen  wir  zusätzlich  zu  dem  ÖPNV, Ridesharing  und  Carsharing und  insbesondere On-Demand-Shuttleservice fördern und  vorantreiben. Unser Ziel ist es, eine richtige Alternative zum Auto zu etablieren. Viele Menschen können und wollen nicht mit dem Auto fahren, sind aber aufgrund der Distanz zu den Orten des täglichen Be-darfs auf die Fortbewegung angewiesen. 

FDP:

Die  Barrierefreiheit  muss  ausgebaut  und  Mobilitätsangebote  flexibler  und  einfacher  ausgestaltet  werden.  Hierfür  werden  Haltestellen  und  Bahnhöfe  bereits  baulich  angepasst  und  entsprechende  Fahrzeuge  im  ÖPNV  und  SPNV  zunehmend  beschafft. Fahrzeuge,  Haltestellen  und  ein  moderner  Ruf-   und  Bestellservice  auf  der  Basis  von  Echtzeitdaten  soll die Teilhabe und Mobilität von eingeschränkten Menschen vereinfachen.

LINKE:

Siehe die Antwort zu Punkt Infrastruktur.

Besteht ein Konzept für „alternde Siedlungen“ (in denen ein hoher Anteil der Bewohner im Rentenalter ist, deren Häuser einen unterschiedlich sanierten Standard aufweisen)? Wie soll eine geeignete Infrastruktur, einschließlich sozialer Treffpunkte, bis hin zum assistierten Wohnen und regionalen Pflegezentren erhalten oder geschaffen werden?

SPD:

Wohnen ist mehr als vier Wände und ein Dach über dem Kopf. Wir brauchen in unseren Kommunen einen starken gesellschaftlichen Zusammenhalt-generationsübergreifend. Der Wettbewerb „Gute Nachbarschaft“ für Gemeinwesenarbeit und Quartiersmanagement greift diesen Grundgedanken auf. Die Idee und die Grundhaltung hinter dem Wettbewerb haben im April 2021 zur Gründung des „Bündnisses für gute Nachbarschaft in Niedersachsen“ geführt.

Auch beim Alter werden wir mehr Durchmischung fördern, zum Beispiel durch alternative Wohnformen, die generationsübergreifend Jung und Alt unter ein Dach bringen. Dies kann der Vereinsamung Älterer entgegenwirken. Erfolgsmodelle alternativer Wohnformen zur Schaffung alters-und pflegegerechter Wohnungen und Wohngemeinschaften, insbesondere im ländlichen Bereich und für Demenzerkrankte, werden wir weiterhin fördern und zielgruppengenau ausbauen.

GRÜNE:

Um Menschen solange wie möglich ein Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass der begrenzte Wohnraum sinnvoll verteilt wird, brauchen wir mehr barrierearmen und bezahlbaren Wohnraum mit angeschlossener Quartierspflege. Quartierspfleger*innen, die über bestehende Bedarfe und die geleisteten Hilfen informiert sind, könnten pflegende Angehörige erheblich entlasten und Überforderungssituationen rechtzeitig erkennen.

Wir unterstützen die Entwicklung von Alternativen wie Wohn- und Hausgemeinschaften in einem bedarfsgerechten Pflegeangebot und neuen Versorgungsformen. Behandlungskapazitäten in Wahlprüfsteine Verband Wohneigentum Juli 2022 geriatrischen Zentren bauen wir aus. Menschen jeder Altersgruppe, die auf Pflege angewiesen sind, sollen so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben in ihren eigenen vier Wänden führen können. Dazu müssen anwenderfreundliche digitale Lösungen und Assistenzsysteme eingesetzt und nachbarschaftliches Engagement und niedrigschwellige Unterstützungsleistungen gefördert werden.

Die Orte, an denen ältere Menschen leben, müssen Rahmenbedingungen bieten, die den Wunsch nach einem Altern in der gewohnten Umgebung ermöglichen. Zu einer generationsgerechten Infrastruktur gehören insbesondere eine wohnortnahe medizinische und pflegerische Versorgung, ein gut ausgebauter und barrierefreier ÖPNV, Geschäfte des alltäglichen Bedarfs, aber auch Begegnungsstätten. Um das Risiko stationärer Pflegebedürftigkeit im Alter zu reduzieren, setzen wir auch auf die Prävention von Einsamkeit – beispielsweise durch Nachbarschaftsinitiativen und generationenübergreifende Wohn- und Begegnungsprojekte sowie die Förderung von niederschwelligen Versorgungsangeboten und die Stärkung der Angebote haushaltswirtschaftlicher Dienstleistungen.

CDU:

Wir werden altersgerechte und generationsübergreifende Wohnformen weiterentwickeln und etablieren. Insbesondere wollen wir Mehrgenerationenhäuser fördern, um mehrere Generationen unter einem Dach zu vereinen. Den Umbau zu barrierefreien und seniorengerechten älteren Häusern werden wir fördern. Wie in  der Antwort  zu  Frage 5beschrieben gilt es,  sowohl  die Bausubstanz  in solchen Vierteln  zu erhalten, als auch den sozialen Zusammenhalt. Die Menschen möchten im Alter, solange es geht, in den eigenen vier Wänden bleiben. Diesem verständlichen Wunsch wollen wir Rechnung tragen.

FDP:

Ältere  Menschen  sollen  so  lange  wie  möglich  selbstständig  wohnen  und  am  gesellschaftlichen  Leben  teilnehmen  können.  Wohngebiete  und  Infrastruktur  in  den  Quartieren  müssen  daher  an  die  Bedürfnisse  angepasst  werden.  Wir  Freie  Demokraten  begrüßen  jeden  Schritt  in  jedem  Bereich,  der  Hindernisse  aus  dem  Weg  räumt  und  somit  zu  mehr  Barrierefreiheit  beiträgt.  Damit  ältere  Menschen  so  lange  wie  möglich in den eigenen vier Wänden leben können, setzen wir uns außerdem  für  neue  Wege  in  der  ambulanten  Pflege  ein,  um  diese  zu  stärken. Das Land muss die ambulante Pflege besser unterstützen und die  Pflege  durch  Angehörige  besser  absichern.  Hinzu  kommt,  dass  die  Digitalisierung  einen  großen  Beitrag  zur  Teilhabe  leisten  kann.  Wir Freien Demokraten wollen daher allen Menschen digitale Teilhabe ermöglichen.  Die  Nutzung  digitaler Anwendungen darf dabei weder an fehlender technischer Ausstattung noch an fehlenden Kenntnissen und Fähigkeiten scheitern. Wir  wollen  uns deshalb dafür einsetzen, dass entsprechende Bildungsangebote für Seniorinnen  und  Senioren,  etwa der Volkshochschulen, ausgebaut und weiterentwickelt werden.

LINKE:

Wer auf dem Land lebt, kennt die Unterversorgung, die in besonderem Maße ältere Menschen betrifft. Es gibt immer weniger Arztpraxen und Apotheken. Eine medizinische Grundversorgung am Wohnort ist vielerorts nicht mehr vorhanden. Wir wollen deshalb medizinische Versorgungszentren und Polikliniken ermöglichen. Ergänzt werden können sie z.B. durch Doc-Mobile, bei denen das medizinische Personal in Kleinbussen unterwegs ist, oder durch speziell geschulte Gesundheitsfachkräfte („Gemeindeschwestern“), die Hausbesuche machen.

Wir fordern in unserem Wahlprogramm wohnortnahe Zentren in Dörfern, die als Orte der Begegnung dienen und Basisleistungen wie Post, Bank und öffentlichen Internetzugang gewährleisten und Veranstaltungsräumen anbieten. Wichtig ist uns auch ein kulturelles Angebot auf dem Land durch Reisetheater und mobile Kinos.

Wir unterstützen alternative Wohnformen, z.B. Mehrgenerationenhäuser, die gemeinschaftlich zu nutzende Räume haben und das soziale Zusammenleben fördern.

 

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